autism-sensory-model

Ein multidimensionales Modell zur Erklärung autistischer Verhaltensmuster

Übersicht 1. Einleitung 2. Diagnostischer Nebel 3. Sensorik als Schlüssel 4. Emergente Muster 5. Forschung & Therapie 6. Neues Modell 7. Schluss

5. Konsequenzen für Forschung und Therapie: Vom Training zur Verständigung

Wenn wir Autismus nicht mehr als eine fest umrissene Störung mit festen Symptomen betrachten, sondern als emergente Reaktionsweise auf sensorische und systemische Bedingungen, dann verschieben sich auch die Schwerpunkte von Forschung und Therapie.

🧪 In der Forschung:

Aktuell dominiert eine symptomorientierte Diagnostik, ergänzt durch genetische Studien, die oft ergebnisoffen bleiben. Was fehlt, ist ein gezielter, systemischer Zugang, der Fragen wie diese stellt:

Solche Fragen erfordern interdisziplinäre Forschung: Neurowissenschaft, Endokrinologie, Psychologie, Pädagogik und sogar Kybernetik müssten kooperieren. Was heute fehlt, ist ein übergeordnetes Funktionsmodell, das nicht Symptome klassifiziert, sondern das Zusammenspiel der beteiligten Ebenen kartiert.

🛠 In der Praxis:

Die heutige Praxis zielt oft auf Verhaltenstraining. Autistische Kinder lernen Blickkontakt, das Unterbrechen von Routinen oder „angemessenes” Sozialverhalten. Doch wenn diese Verhaltensweisen Symptome eines tiefgreifenden Reizungleichgewichts sind, dann trainiert man an der Oberfläche herum – ohne die innere Realität zu verändern. Im schlimmsten Fall lernt das Kind nur, sich besser zu maskieren – auf Kosten seiner Energie, seines Wohlbefindens und seiner Identität.

Eine ursachenorientierte Unterstützung müsste anders ansetzen:

Diese Art der Hilfe ist nicht korrigierend, sondern verstehend. Sie zielt nicht auf Normalisierung, sondern auf Kooperation mit einer anderen Wahrnehmungsweise. Der Fokus verschiebt sich: vom Defizit zur Passung.


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